Europa im Alltag erfahren
Die EU ist gar nicht so weit weg, wie Ihr vielleicht denkt. Sie begegnet uns im Alltag auf vielfältige Weise. Reisen ohne Grenzkontrollen, Schüleraustausch im Nachbarland oder Studienaufenthalt ohne Visum, einheitliche Bezahlung mit dem Euro - als Bürgerinnen und Bürger der Union genießen wir Vorzüge, die wir oft für selbstverständlich halten. Und vielleicht erst bemerken, wenn wir einmal die andere Perspektive einnehmen.
In diesem Modul findet Ihr heraus, welchen Einfluss EU-Bestimmungen auf Euren Alltag haben und wie dieser Alltag in einem Land aussieht, das nicht nur EU gehört. Ihr lernt Fatma und Ben kennen. Sie ist Schülerin und lebt in Deutschland und er ist ein Schüler aus Großbritannien, das seit kurzem nicht mehr zur EU gehört. Klickt auf die Audios in den Szenarien, um ihre Geschichten zu hören.
Mobilität und freier Personenverkehr
Wer Unionsbürger und -bürgerin ist, muss innerhalb des Schengen-Raums in der Regel keinen Personalausweis oder Reisepass vorzeigen. Ein großes Privileg. Die meisten EU-Mitgliedstaaten und einige Nicht-EU-Staaten haben die Grenzkontrollen zwischen ihren Ländern abgeschafft. Diese Abschaffung der Grenzkontrollen ist dem Schengener Übereinkommen zu verdanken, das nach dem Dorf Schengen in Luxemburg benannt wurde, in dem es 1985 von mehreren europäischen Ländern unterzeichnet wurde.
In 19 von 27 EU-Staaten muss außerdem nicht einmal Geld umgetauscht werden. Das sind die Euro-Länder.
Roaming-Gebühren
Eine teure Handyrechnung nach dem Urlaub? Dank der Roaming-Verordnung der EU ist das unwahrscheinlich. Seit Juni 2017 kostet Telefonieren, Nachrichten verschicken oder Surfen im Internet im EU-Ausland genauso viel wie zu Hause.
Dank der Maßnahmen der EU wurden die Roaming-Gebühren für Anrufe, Textnachrichten und Daten endlich abgeschafft. Das bedeutet, dass Menschen, die innerhalb der EU ins Ausland reisen, ihr Mobiltelefon viel häufiger nutzen als früher. Außerdem gilt ab Mai 2019 ein neuer Höchstpreis für alle Auslandsgespräche und SMS innerhalb der EU, um die Preise für die Verbraucher zu senken.
Viele europäische Netzbetreiber behandeln Großbritannien bis auf weiteres trotz Brexit gemäß der EU-Roamingvorgabe. Dadurch ist das regulierte EU-Roaming vorerst weiterhin auch in Großbritannien nutzbar. Das ist allerdings nur vorübergehend und könnte sich schon ab 2025 ändern.
Freier Warenverkehr und Mindeststandards für Produkte und Lebensmittel
In der gesamten EU profitieren die Menschen von hochwertigen und sicheren Lebensmitteln und Waren. Die Standards der EU im Bereich Lebensmittelsicherheit zählen zu den höchsten weltweit. In der EU sind für die gesamte Nahrungsmittelkette obligatorische Kontrollen vorgeschrieben, durch die sichergestellt wird, dass Pflanzen und Tiere gesund, Lebens- und Futtermittel sicher und Produkte korrekt gekennzeichnet sind.
Wie beim Personenverkehr gibt es in Großbritannien seit dem Brexit auch keinen freien Warenverkehr mehr. Die Grenzkontrollen für Importe von Lebensmitteln haben zugenommen. Firmen und Landwirte aus der EU brauchen zusätzliche Dokumente, um die Herkunft und Qualität der Produkte nachzuweisen, die nach Großbritannien geliefert werden – kurz mehr Bürokratie. Das führt immer wieder zu Lieferengpässen und leeren Regalen. Bestimmte Lebensmittel sind dadurch Mangelware.
Umwelt und Klima-Aktivismus
Im Kampf gegen den Klimawandel ist die EU schon lange Wegbereiter für andere Nationen und hat sich insbesondere nach dem Pariser Abkommen 2015 für internationale Vereinbarungen zur CO2-Reduzierung und Verringerung der globalen Erwärmung eingesetzt. Die EU hat heute die höchsten Umweltstandards der Welt, die unsere Lebensräume, die biologische Vielfalt, das Trinkwasser und die Luftqualität schützen. So wurden zum Beispiel vor wenigen Jahren die an europäischen Stränden am häufigsten anzutreffenden Einwegartikel aus Kunststoff, z. B. Wattestäbchen, Luftballonstiele und Trinkhalme, verboten.
2019 verpflichteten sich die Mitgliedsstaaten der EU außerdem zum European Green Deal, dessen Ziel es ist, bis 2050 zum ersten klimaneutralen Kontinent zu werden.
Im Juni 2024 findet die Europawahl in allen 27 Staaten der EU statt. Dann entscheiden die Menschen in der EU, wer sie im Europäischen Parlament vertritt. Wahlberechtigt sind zur Wahl 2024 erstmals alle Unionsbürgerinnen und -bürger ab 16 Jahren.