Was ist Islamismus?
Islamismus zielt darauf ab, eine Gesellschaft und einen Staat allein auf der Grundlage des Islam zu errichten. Dies bedeutet, dass sie eine Gesellschaftsordnung wollen, in der Religion und Staat nicht getrennt sind und der Islam in allen Lebensbereichen die zentrale Rolle spielt. Islamisten unterscheiden sich in ihrer Vorgehensweise: Einige setzen auf Gewalt, andere auf politische Prozesse oder soziale Arbeit, um ihre Anhänger zu gewinnen und ihre Ziele zu erreichen. Trotz dieser Unterschiede ist allen Islamisten gemeinsam, dass sie eine tiefgreifende Transformation der Gesellschaft anstreben, die auf ihrer spezifischen Interpretation des Islam basiert.
Der Islam ist eine 1400 Jahre alte Religion mit vielen verschiedenen Auslegungen und Praktiken, während der Islamismus eine politische Ideologie ist, die eine bestimmte Interpretation des Islams zur Grundlage der Gesellschafts- und Staatsordnung machen will.
In diesem Modulteil gehen wir allgemein auf die extremistische politische Ideologie ein. Wir stellen Euch die Merkmale, Ziele und einige Strömungen vor.
Definition
Islamismus ist ein Sammelbegriff für politische Strömungen mit extremistischer Ideologie, die auf einer radikalen Auslegung des Islam basiert. Islamismus strebt die Errichtung einer religiös legitimierten Gesellschafts- und Staatsordnung an, in der alle Lebensbereiche nach den Regeln des Korans und der Sunna ausgerichtet sind.
Hauptmerkmale des Islamismus
Die Überzeugung, dass der Islam nicht nur eine Religion, sondern auch eine politische und gesellschaftliche Ordnung ist.
Die Ablehnung von Prinzipien wie individuelle Freiheiten, Menschenrechte, Pluralismus und Säkularismus.
Die islamische Herrschaft mit dem Ziel, einen islamischen Staat zu errichten, der auf islamischen Gesetzen basiert (der Scharia) und somit die Volkssouveränität durch Gottesoberherrschaft ersetzt wird.
Der Sturz nicht-islamischer Regierungen und die Errichtung eines islamischen Staates oder Kalifats.
Der Westen als Feindbild bedeutet die Bekämpfung von "unislamischen" Einflüssen und die Ablehnung westlicher Werte und Lebensweisen.
Eine Gesellschaftsordnung, die von Islamisten als homogen und einheitlich gesehen wird. Es gibt keinen Raum für abweichende Meinungen oder individuelle Lebensstile.
Unterschiede
Gewaltbereitschaft: Manche Gruppen befürworten gewaltsame Mittel zur Erreichung ihrer Ziele und verüben terroristische Anschläge. Während andere friedliche Mittel bevorzugen.
Grad der Radikalität: Die Auslegung der Scharia und die Vision der islamischen Gesellschaft variieren je nach Strömung/Gruppierung.
Welche islamistischen Strömungen gibt es?
Innerhalb des Islamismus gibt es ein sehr breites Spektrum unterschiedlicher Strömungen und Gruppierungen mit verschiedenen Zielen und Vorstellungen, wie das politische System aussehen soll. Wir möchten Euch zwei Hauptströmungen kurz vorstellen.
Salafismus
Salafismus ist eine Strömung im Islam, die sich auf die ersten Generationen der Muslime, die "Salaf", beruft. Salafisten versuchen, so zu leben wie der Prophet Mohammed und seine Gefährten. Sie glauben, dass dies der einzige Weg ist, ein wahrer Muslim zu sein.
Strenge Auslegung des Korans und der Sunna: Salafisten lehnen alle späteren Auslegungen des Islam ab und halten sich strikt an die Regeln, die im Koran und in der Sunna festgelegt sind.
Puritanische Lebensweise: Salafisten leben oft sehr puritanisch und verzichten auf viele Dinge, die sie als unislamisch betrachten, wie zum Beispiel Musik, Alkohol und Fernsehen.
Missionierung: Salafisten versuchen, andere Menschen zum Islam zu bekehren. Sie glauben, dass es ihre Pflicht ist, die "wahre Religion" zu verbreiten.
Dschihadismus
Dschihadismus ist eine radikale Strömung des Islam, die den bewaffneten Kampf ("Dschihad") für die Durchsetzung islamischer Herrschaft befürwortet. Dschihadisten glauben, dass es ihre Pflicht ist, gegen Ungläubige und andere Feinde des Islam zu kämpfen, um einen islamischen Gottesstaat zu errichten.
Das Wort "Dschihad" kommt aus dem Arabischen und bedeutet "Anstrengung" oder "Bemühung". Die Auslegung des Dschihad als "Heiliger Krieg" oder "Gewalt" ist eine spezifische Auslegung des Islam und wird von der Mehrheit der Muslime nicht geteilt. Der Begriff Dschihad hat im Islam verschiedene Bedeutungen.
Gewalt: Dschihadisten befürworten den bewaffneten Kampf ("Dschihad") als legitimes Mittel zur Durchsetzung ihrer Ziele.
Ausgrenzung: Dschihadisten erklären Andersgläubige und vermeintliche Feinde des Islam zu Ungläubigen ("Kuffar") und sprechen ihnen das Recht auf Leben ab.
Endzeiterwartungen: Dschihadisten glauben an einen bevorstehenden apokalyptischen Kampf zwischen Gut und Böse, in dem der Islam am Ende siegreich sein wird.
Fazit
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Islamismus ein komplexes Phänomen ist, das sich nicht einfach auf eine bestimmte Strömung oder Gruppierung reduzieren lässt. Er stellt eine Herausforderung für unsere freiheitlich-demokratische Grundordnung dar. Auch wenn nicht alle Islamisten Gewalt befürworten, ist die Ideologie eine ernstzunehmende Bedrohung.
Gefahren des Islamismus
Bedrohung der Demokratie: Einschränkung von Freiheits- und Grundrechten sowie die Unterdrückung von Andersdenkenden.
Gewalt und Terrorismus: Anschläge auf Zivilisten und staatliche Einrichtungen sowie Legitimierung von Gewalt gegen Andersgläubige.
Radikalisierung und Intoleranz: Verbreitung von extremistischen Inhalten, Hasspropaganda und menschenverachtender Ideologie.